Mittwoch, 25. April 2012

Alles nur gecloudt: Apples Erfolgsquelle ist älter als Apple

Oder: Warum wir den falschen "Mac" feiern...

"The Age of the Pussyfoot", im Revolutionsjahr 1968 verfasst, 1969 erstmals veröffentlicht. Hier steht alles, was Sie über die Zukunft von Apple wissen müssen... (Quelle: Wikipedia)

Von Raimund Vollmer
Mac wird bald 50. Nicht der Mac, der 1984 kam, sah und schließlich doch noch siegte. Nein, unser Mac, dem Apple alles zu verdanken hat, was heute wichtig ist und morgen noch wichtiger sein wird, hat seine Ursprünge - wie so vieles in der IT - in den sechziger Jahren. Nebenbei: Es ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Computerbranche, dass ihre bis heute alles bestimmenden Basisinnovationen in den sechziger Jahren stattfanden. (Es ist fast so wie die Erfindung des Otto-Motors, der auch ein Kind der sechziger Jahre war, allerdings des 19. Jahrhunderts, aber er hat bis heute seine Gültigkeit. Ein Jahrhundert zuvor war es die Dampfmaschine, die im 19. Jahrhundert der Industriellen Revolution zum Sieg verhalf.)
Unser Mac war ein Projekt des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Ausgestattet mit einer Summe von zwei Millionen Dollar, die die zum US-Verteidigungsministerium gehörende Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) zur Verfügung stellte, war es der umfassende Angriff auf Themen wie Künstliche Intelligenz oder Time-Sharing. Es inspirierte 1968 den Science Fiction-Autor Frederik Pohl zu dem Roman "The Age of Pussyfoot", in dem er seinem Helden ein Gerät zur Verfügung stellte, das er ganz einfach "Joker" nannte. Es ist nichts anderes als die vollendete Fernsteuerung von allem, was uns heute iPhone, iPad, iCloud und zukünftig iTV oder iRobot bieten. Ein Zauberstab, der Sprachverarbeitung ebenso beherrscht wie den unmittelbaren Zugang zur Cloud. Denn alle Erscheinungsformen gehören - wie es im Roman immer wieder heißt - "zusammen".
Frederik Pohl schreibt dazu in seinem Nachwort: "Der Joker? Das Projekt MAC des MIT brachte mich auf die Idee des Jokers - na ja, das stimmt nicht ganz; ich hatte schon daran gedacht; ich hatte schon daran gedacht, bevor MAC überhaupt existierte, aber MAC ist sicherlich ein vorsintflutlicher Vorläufer meines Spielzeugs. Im MIT sind zwei große IBM-Computer vom Typ 7094 und etwa ein halbes Dutzend Hilfscomputer jedem zugänglich, der zu Hause oder in seinem Büro eine Fernanschluß-Konsole besitzt. Jetzt kann diese Konsole überall dort sein, wohin eine Telefonleitung führt - auch in Europa, wenn man möchte, oder in der Antarktis. Meine einzige zusätzliche Hypothese war, dass es bequem sein würde, das gleiche über Funk zu tun. Zur Zeit haben die MAC-Konsolen etwa die Abmessungen einer großen elektrischen Schreibmaschine; meine einzige Änderung besteht darin, sie mit Mikrobauteilen so zu verkleinern, dass sie tragbar werden..." Sie waren mehr als nur tragbar, sie waren - wie uns der Roman zeigt - ein wahrer Zauberstab zur Cloud.
Firmen wie IBM oder DEC (heute HP) hätten diesen Weg ebenso gehen können. Beide waren Partner des MIT, beide und viele andere hatten hier an Innovationen mitgewirkt oder sogar ihre Existenz dem High-Tech-Labor an der Ostküste Amerikas zu verdanken. Aber sie haben die Potentiale nie wirklich ausgeschöpft. Es sollte Apple sein, die bis heute am konsequentesten den Weg zum Joker hin gegangen ist. Vielleicht liegt dies auch daran, dass zwischen 1984 und 2004 Apple und ihr Mac der Joker im Computergeschäft gewesen waren.
Jetzt machte Apple im letzten Quartal 36 Millionen Dollar Umsatz und elf Milliarden Dollar Gewinn. Es kann sein, dass Apple Mitte des Jahrzehnts doppelt so groß ist wie IBM oder HP. Beiden Firmen müsste man zurufen: "Phantasie an die Macht!" Aber wahrscheinlich trifft hier der Spruch des Schriftstellers und Satirikers Gabriel Laub zu: "Phantasie ist etwas, das manche Leute sich nicht vorstellen können."

Zum Quartalsbericht, wie ihn das Wall Street Journal sieht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oder um es mit Einstein zu sagen:
Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.