Donnerstag, 9. August 2012

Knightmare: Zeitweilig sieben Milliarden Dollar in den Büchern...

... hatte der Hochfrequenzhändler. Aus Versehen, im Klartext: aufgrund eines Software-Fehlers, hatte Knight Capital diese Position an der New Yorker Börser aufgebaut, eine Position, der das Brokerhaus mangels Kapital nicht lange hätte standhalten können. Deshalb musste es ganz schnell wieder billig verkaufen, was es gerade erst überteuert eingekauft hatte. Das Ergebnis: allein in der Situation, in der sieben Milliarden Dollar in den Büchern standen, verlor Knight Capital 200 Millionen Dollar. Insgesamt wurden daraus 400 Millionen. Nun ist Knight Capital zwar gerettet, aber welche Software von welchem Hersteller denn da verrückt gespielt hat, ist bis heute nicht bekannt.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 8.7.2012: Knight Held $7 Billion of Stocks Due to Glitch Kommentar. Irgendwie erinnert das alles an die Goethe-Geschichte vom Zauberlehrling. Als die Raketenwissenschaftler der Rüstungsindustrie nach dem Ausbruch des Weltfriedens 1989 ohne Jobs dastanden, wechselten sie über in die Finanzindustrie. Sie schufen Modelle und Programme, die nur sie verstanden. Aber weil sie funktionierten und unermesslichen Reichtum schufen, wollte auch keiner wissen, was denn die Software im Innersten zusammenhielt. Die Zauberlehrlinge der Raketenwissenschaftler, die sich - reich geworden - zur Ruhe setzten, verstanden bald auch - wie ihre Kunden - nicht mehr, was sie da eigentlich machten. Sie wussten nur, dass es funktionieren würde. Und dann kam es irgendwann und irgendwo zum Knall. Hier einmal, dort einmal. Mit der Subprime-Krise begann alles. Vor vier Jahren. Seitdem verstehen wir die Welt nicht mehr. Wie können wir da erwarten, dass die Software dies kann...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Software spielt nicht verrückt, sondern die Menschen, die sie einsetzen.
Auch Computer können irren - und die IT-Experten sollten um die legendären Software-Fehler allmählich wissen und sie in den Business-Prozessen berücksichtigen und entsprechend abfedern.
Wer das nicht tut, handelt zumindest grob fahrlässig. Deswegen wird bei Knight Capital auch nicht die Software rausgeschmissen, sondern jemand anders...