Mittwoch, 17. Oktober 2012

IBMs Qual-Tal: Hauptsache der Profit stimmt...


... möchte man meinen, wenn man sich das jüngste Quartalsergebnis dieses einstmals so stolzen Unternehmens anschaut. Mit insgesmt 24,7 Milliarden Dollar Umsatz lagen hier die Zahlen um fünf Prozent unter denen des Vergleichszeitraum des Vorjahres.Dabei kam Big Blue auf dem Heimatkontinent, den "Americas", mit einem Minus von vier Prozent auf 19,4 Milliarden Dollar noch ganz gut davon. Im EMEA-Sektor (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) waren es indes neun Prozent die fehlten. Hier kamen nur 7,2 Milliraden Dollar rein. Selbst die doch so expansionsbestimmte Region Asia-Pacific musste sich mit einem Plus von einem einzigen, winzigen Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar begnügen. So weit die regionale Sicht. Geht man nach Produktgruppen, wird einem auch nicht wohler. Die Global Technology Services buchten 9,9 Milliarden Dollar und damit vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Global Business Services machten sogar mit einem Umsatz von 4,5 Milliarden Dollar ein Minus von sechs Prozent. Sogar die Software-Umsätze blieben mit 5,8 Milliarden Dollar ein Prozent unter den Zahlen des Vorjahres. Middleware-Produkte, gestern noch Star der Bilanz, hatten auch nicht gerade eine Erfolgssträhne. Mit WebSphere, Tivoli und Lotus machte IBM 3,6 Milliarden Dollar Umsatz, ein Prozent weniger als 2011 im 3. Quartal.
Arg erwischte es den Sektor Systems & Technology Division. Der stürzte um 13 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar ab.
Kommentar. 
Beim Rätselraten um die Ursachen dieses sicherlich auch weltkonjunkturell bestimmten Ergebnisses meinen die Analysten, dass die großen Kunden zunehmend davon abrücken, große Projekte nur noch großen Lieferanten anzuvertrauen, sondern diese klugerweise auf kleinere zu verteilen. Das lässt hoffen, dass diese elende Großmannssucht, die inzwischen die gesamte Wirtschaftswelt erfasst hat, endlich ein Ende findet. Bei dem vor 25 Jahren mit dem Reengineering der Geschäftsprozesse gestarteten Versuch, auf der Lieferantenseite die Zahl der Betriebe zu verkleinern, haben die Einkaufsabteilungen gänzlich den Überblick über den Markt und seine Wettbewerbsschancen verloren - an eine Management-Bürokratie, die sich in erster Linie mit der Verteilung der Jobs selbst vollfraß. Die Anwender müssen ihre Projekte wieder selbst in die Hand nehmen, wissen, was sie wollen und es auch durchhalten können. Dieser Wandel wird sich fortsetzen.
Wehe dem, der sein Prestige, nur mit den Big Playern zusammenzuarbeiten, also mit den angeblichen Profis, über die Chance erhebt, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die in erster Linie daran interessiert sind, das Projekt zu stemmen! Er wird sein blaues Wunder erleben. Eine Umkehr ist dringend geboten. Hoffentlich unterstützen die Vorstände dies. In der Arroganz der großen, weiten Welt haben sie sich nun lange genug gebadet. Jetzt wartet auf die Anwender-Kunden die große Herausforderung. Dass Insourcing da wieder ein Thema wird, sollte man - trotz Wolken-Schieberei - nicht übersehen.
Raimund Vollmer

1 Kommentar:

Analüst hat gesagt…

EMEA war übrigens doch besser als USA - hat währungsbereinigt nur ein Prozent verloren, Americas aber drei