Freitag, 18. Januar 2013

Soll der CIO für die Firma Geld verdienen?

(Kommentar) So fragte sich und ein paar CIOs jetzt das Branchenblatt Computerworld und zitiert dabei einen Branchenbeobachter namens Frank Scavo, Snalyst with Constellation Research Inc.
Der meint, dass der Job, den die CIOs jetzt schon zu meistern hätten, zu groß sei, um auch noch Produkte entwickeln zu lassen, die außerhalb der Grenzen eines Unternehmens Geld bringen. Doch dann führt Computerworld einige Beispiele auf, die das Gegenteil belegen. Seit Computergedenken wird in der IT darüber gestritten und siniert, wie die "EDV-Abteilung" sich in Übereinstimmung mit den Geschäftsstrategien begeben kann. Ein Thema war sicherlich auch immer die Realisierung von Projekten, die die eigenen Unternehmensgrenzen überschreiten. Vor 20 Jahren habe ich mal eine kleine Umfrage bei IT-Mitarbeitern, nicht deren Bosse, gemacht und dabei gefragt, ob sie überhaupt Lust hätten, an solchen Projekten mitzuwirken, selbst wenn sie bei einem Scheitern dieses Projektes ihren Job verlieren könnten. Das Ergebnis zeigte, dass es eine hohe Bereitschaft zum Risiko gab. Bei einem Vortrag vor IT-Chefs habe ich dann mal vorgeschlagen, sie sollten IT-Projekte wie einen Hollywood-Film angehen. Sie sollten einfach davon ausgehen, dass ein Teil der Projekte floppt, dafür andere Bestseller werden, während das Gros im Durchschnitt verharrt. Ich bin fast ausgebuht worden. Das würde man im Vorstand niemals durchgehen lassen - ein solches Verhalten, das ja dem CIO die Rolle eines Risikokapitalisten zuschanzen würde.
Ich glaube, dass sich an dieser Einstellung in den letzten 20 Jahren nicht viel geändert haben. Es ist wie bei den Projekten. Ein paar CIOs trauen sich, ein paar blocken komplett ab und verkriechen sich hinter den Mauern ihres Unternehmens. Der Durchschnitt aber ist zufrieden damit, dass der Job sie schon jetzt derart fordert, dass sie keine Zeit für Experimente haben.
Das Problem ist nur, dass im Zeitalter von Cloud und Social Media alle Grenzen überschritten werden. Über kurz oder lang muss man sich den externen Herausforderungen stellen - mit eigenen Apps, mit eigenen Produkten und Projekten. Wer jetzt in diese Außenwelt einsteigt, kann dies noch im kleinen Maßstab tun. In fünf Jahren wird sich der Markt völlig umgekehrt haben - und dann werden (sich) die Vorstände zu Recht fragen: Warum haben wir uns auf diesen Wandel nicht vorbereitet.
Natürlich kann man sich noch ein oder zwei Jahre hinter Themen wie Datenschutz und Datensicherung verstecken. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die IT sich der Außenwelt stellen muss - und nicht nur den internen Kunden.
Raimund Vollmer

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