Mittwoch, 22. April 2015

Die IBM-Analyse

(Glosse eines unbekannten Analysten, wurde uns heute morgen über eine gesicherte Leitung zugespielt) Zwölf Quartale ohne Wachstum - vor einem Vierteljahrhundert hätte man den Chef dieses Unternehmens gefeuert, wie es denn auch 1992 geschah. Kümmerliche 1,7 Milliarden Dollar Umsatz machte das Unternehmen, das sich ja immer noch International Business MACHINES nennt, mit Hardwareverkäufen im ersten Quartal 2015. Und wenn es da nicht den Mainframe geben würde, sähe das Ergebnis noch viel, viel schlimmer aus. Klar, der gestiegene Dollarpreis tut weh. Klar, IBM hat ihr X-Servergeschäft verkauft und nicht mehr in den Umsätzen (aber das hat sie selber so entschieden). Klar, es ist alles nicht so einfach, wenn man Konkurrenten hat, die an Umsatz und Börsenwert gewichtiger sind als IBM. Klar, es ist unfair, wenn einer wie Amazon für den Verkauf von Büchern und anderem Trallerla soviel Rechenpower vorhalten muss, dass er seine Cloud quersubventionieren kann - zum Nachteil von Mitbewerbern, denen diese Erwerbsquellen verschlossen sind. Klar, es ist geradezu obszön, wenn Firmen wie Google oder Facebook mit dem anrüchigen Geschäft der Werbung soviel Geld machen, dass sie damit ihre IT-Ambitionen lässig finanzieren können. Klar, es ist ungeheuerlich, dass Firmen wie Apple und Amazon, Google und Facebook (und was es sonst noch alles in dieser Vergleichsreihe gibt), ihre Marktstellungen einem Geschäftsmodell zu verdanken haben, das darauf basiert, den Umgang mit Netz und Computern zu erleichtern. Klar, so kann man keine 20 Milliarden Dollar Umsatz im Quartal mehr machen. Und beim Gewinn muss man sich dann auch mit 2,33 Milliarden Dollar zufrieden geben.Dann ist ja nur geringfügig weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. (Gott sei Dank).
Wir haben für all das Verständnis. Seit zwölf Quartalen. Nur fünf von uns Analysten empfehlen zwar einen Kauf der Aktie, zwanzig sind der Meinung, dass man die IBM-Papiere halten soll. Wir sind treu. Nur fünf meinen, jetzt sei es Zeit, die Aktie zu verkaufen. Kurzum: Wir stehen zu IBM. Und wir freuen uns ja auch geradezu übermäßig, wenn IBM in diesem Jahr 25 Prozent ihres Umsatzes über die Cloud machen will. Und das Internet der Dinge wird bestimmt noch so kompliziert, dass man unbedingt IBM braucht, um es noch komplizierter zu machen.

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